Die Produktion von grünem Wasserstoff steht in Deutschland noch ganz am Anfang. Dennoch gibt es bereits einzelne Projekte, die sich mit der Erzeugung von grünem Wasserstoff beschäftigen. Der neue Energieträger birgt große Potenziale für den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg. Um diese auszuschöpfen, ist Engagement entlang der gesamten Wertschöpfungskette erforderlich.
Wasserstoff ist flexibel einsetzbar, leicht zu transportieren und klimafreundlich, wenn er mit erneuerbaren Energien erzeugt wird. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien, der nicht gut gespeichert werden kann, zur Herstellung von Wasserstoff zu nutzen.
Wasserstoff könnte zukünftig wie Erdgas zur Stabilisierung der Stromnetze eingesetzt werden. Da Wind- und Solarenergie starke Schwankungen aufweisen, sind flexible Gaskraftwerke notwendig, um ein ausgeglichenes Stromnetz zu gewährleisten.
Der Einsatz von Wasserstoff ermöglicht es auch, die deutsche Industrie sowie den Lkw-, Schiffs- und Flugverkehr klimafreundlich umzugestalten. So verursacht die Stahlindustrie 6 % aller Treibhausgase in Deutschland. Gerade in der Industrie kann Wasserstoff als Basis für chemische Prozesse daher teilweise Bereiche klimafreundlich gestalten, in denen erneuerbarer Strom allein nicht weiterhilft.
Wasserstoff ist für das Erreichen der Klimaneutralität ein wichtiger Energieträger. Jetzt gilt es dafür zu sorgen, dass ausreichend Wasserstoff verfügbar ist und dorthin gelangen kann, wo er zukünftig gebraucht wird. Um schon heute die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen, muss die Frage geklärt werden: Wie viel Wasserstoff benötigen Unternehmen, Stadtwerke und sonstige großen Gas-Verbraucher in Zukunft in Baden-Württemberg?
Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes hat deshalb gemeinsam mit vielen Partnern eine landesweite konzertierte Kampagne zur Ermittlung der Wasserstoffbedarfe in Baden-Württemberg gestartet. Kern der Kampagne ist die Bedarfsabfrage der Initiative „Wasserstoff für Baden-Württemberg“. Eine Auswertung der Bedarfsanalyse erfolgt meist jährlich, die Meldungen der Unternehmen können jedoch auch unterjährig erfolgen und aktualisiert werden.
Alle Unternehmen und potenzielle Wasserstoffverbraucher sind jetzt aufgefordert, ihre Wasserstoff-Bedarfe für die kommenden Jahre zu melden.
Als zentrale Anlaufstelle für alle Belange zum Thema Wasserstoff fördert die Plattform H2BW den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Baden-Württemberg. Sie ist Vermittlerin und Ansprechpartnerin zugleich, stellt Informationen zu aktuellen Projekten bereit und navigiert durch Ausschreibungen zu Förderprogrammen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene. Koordiniert und verwaltet werden diese Aktivitäten durch die Landesagentur für neue Mobilitätslösungen und Automotive e-mobil BW.
Im Rahmen des Projektes "Wasserstoff-Insel Öhringen" wurde ein lokal begrenztes Versorgungsgebiet vom bestehenden Erdgasnetz abgekoppelt und autark mit Wasserstoff versorgt. Das Gebiet umfasst eine von Netze BW genutzte Liegenschaft und 26 angrenzende Haushalte mit einem 500 Meter langen Verteilnetz, dem schrittweise Wasserstoff bis zu einem Anteil von 30 % beigemischt wurde. Der benötigte Wasserstoff wird vor Ort durch Elektrolyse erzeugt. Dabei wird Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Der dafür benötigte Strom stammt aus erneuerbaren Energien. Anschließend wird der Wasserstoff in weiteren Anlagen zwischengespeichert, dem Erdgasnetz beigemischt und das entstandene Mischgas in das Inselnetz eingespeist.
Die Ergebnisse zum Projektende sind positiv: So konnte im Laborbetrieb gezeigt werden, dass die bestehende Erdgasinfrastruktur eine wesentliche Rolle bei der Transformation zur Dekarbonisierung des Wärmesektors spielen kann. Die 30-prozentige Beimischung von Wasserstoff funktionierte laut Netze BW problemlos. Auch waren weder im Gasnetz noch bei den Endverbrauchern aufwändige Anpassungen der bestehenden Infrastruktur notwendig. Zudem sind die Leitungen der Netze BW überwiegend geeignet, auch 100 % Wasserstoff zu transportieren. Voraussetzung für die Nutzung von Wasserstoff ist jedoch der Anschluss Baden-Württembergs an das nationale Wasserstoffkernnetz. Im Folgeprojekt soll nun die Umstellung auf 100 % Wasserstoff getestet werden.